Igel-Steckbrief: Tipps zum richtigen Igelfutter, Igelhaus etc.
Unsere Autorin Susanne Albinger hat mit Karin und Peter ein Interview zum Thema Igel durchgeführt. Was für ein hilfreicher Igel-Steckbrief hierbei entstanden ist, steht im folgendem Interview:
Heute sind wir zu Besuch bei Karin und Peter, die vor einigen Jahren von der Stadt raus aufs Land gezogen sind. Sie wohnen in einem Haus mit Garten, in dessen „Wilder Ecke“ sich so einiges tut…
Wie hat das mit Euch und den Igeln angefangen?
Karin: Mit einem ersten Blick, als ich einen Igel für eine Ratte gehalten habe.
Peter: Ja, stimmt. Wir sind nach Hause gekommen und in 50 Meter Entfernung ist irgendetwas über die Straße gerannt. „Iiiiih, eine Ratte!“, ruft die Karin. Wie ich dann näher hingeschaut habe, da war’s ein Igel. Das war kurz, nachdem wir eingezogen sind.
Karin: Ja. Und wir haben uns dann jedes Mal gefreut, wenn wir einen Igel gesehen haben. Das war am Anfang nicht ganz so oft, weil die Vorbesitzer Hunde hatten. Aber wie sie dann gemerkt haben, dass kein Hund mehr da ist, sind sie regelmäßig zu uns gekommen.
Peter: Unser nächstes Erlebnis war dann recht kurz danach, als nachts alle Geräusche am Land für uns noch ungewohnt waren. Man hat immer wieder ein lautes Rascheln gehört und irgendwann bin ich dann mit der Taschenlampe nachschauen gegangen. Da hatte sich dann ein Igel bei uns im Laubhaufen versteckt. Er hat uns den Rücken zugewandt, weil er geglaubt hat: „Ich sehe euch nicht, dann seht ihr mich auch nicht.“
(Beide lachen.)
Karin: Das war so süß.
Peter: Das war das erste Mal, dass wir im eigenen Garten einen Igel gesehen haben.
Wie viele Igel habt Ihr durchschnittlich im Garten?
Karin: Schwer zu sagen. Ich würde schätzen im Sommer zwischen eins und fünf, manchmal auch ein bisschen mehr. Fünf oder sechs war das höchste, was wir je gleichzeitig auf der Wildkamera hatten.
Peter: Das wissen wir, weil wir die Igel eine Zeitlang gefüttert haben. Da hat man gesehen, wie sie sich um die Futterschüssel gescharrt haben. Sonst kann man die Igel schwer auseinanderhalten, vor allen Dingen auf der Schwarz-Weiß-Kamera. Das kann man in den Igel-Steckbrief mitzunehmen, denn manche erkennt man wieder, weil sie irgendwo einen hellen Streifen auf den Stacheln haben.
Karin: Oder eine besonders dunkle Nase. Manchmal sieht man aber auch drei gleichzeitig, die auf der Wiese herumlaufen und sich gegenseitig beschnuppern. Da geht’s dann ja rund. (Lacht). Wenn gerade Paarungszeit ist, dann gibt es ein ziemlich lautes Schnaufen. Das hört man sehr gut und schon von weit weg.
Peter: Und zwar schon beim Beschnuppern. Wenn sie sich treffen, dann fängt es schon an: ‚Schnaufen, schnauf, schnauf, schnauf‘.
Karin: Und dann dreht das Männchen wie wild Karussell um das Weibchen rum. Und dazwischen wird die ganze Zeit nur geschnauft.
Peter: Das kann ein paar Stunden dauern, bis sie sich dann tatsächlich paaren.
Ihr habe vorhin eine Wildkamera erwähnt?
Karin: Ja, wir haben zwei Kameras, die in der Nacht mit Bewegungssensor aufnehmen. Die auf die Wasserstellen im Garten ausgerichtet und auch eher außerhalb unseres Blickfelds von der Terrasse aus.
Peter: Beziehungsweise ist eine auf den Eingang der Winterhäuser gerichtet, um zu sehen, wann die Igel rauskommen. Das sind ganz normale Überwachungskameras mit Akku, weil wir dort keinen Strom haben.
Karin: Am Tag sehen wir Igel nur im Winter, wenn nicht mehr genug Nahrung zu finden ist. Dann waren sie auch schon tagsüber oder am frühen Abend aktiv. Oder aber, wenn sie krank sind. Für den Igel-Steckbrief heißt das, dass Igel nachtaktiv sind.
Peter: Einmal lag einer tagsüber auf der Wiese und hat geschlafen – einfach so im Freien. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, ob es ihm gut geht. Aber schließlich ist er irgendwann aufgestanden und weiter gegangen. Die legen sich halt einfach hin, wo sie gerade sind.
Igel-Steckbrief: Was habt Ihr gemacht, damit sich die Igel wohlfühlen?
Peter: Ja, nichts.
Karin: Genau.
(Beide lachen.)
Peter: Laut Igel-Steckbrief, ist nichts tun natürlich das Beste. Wir rechen das Laub in einer Ecke vom Garten zusammen. Wir haben so eine Wildecke, da sieht’s halt besonders wild aus. Da machen wir so gut wie nichts, außer ab und zu ein paar Äste zurückzuschneiden, sonst kommen wir dort nicht mehr hin. Manchmal sammeln wir auch das Laub aus dem Vorgarten in dieser Ecke. Damit sich die Igel dort wohlfühlen und einen Rückzugsort , eine Art Igelhaus, haben.
Karin: Auch Äste usw. legen wir dorthin. Altholz ist wichtig, damit viele Insekten dort leben können. Wir schauen auch, dass wir möglichst Sträucher haben, die niedrig wachsen und in denen die Igel sich verstecken können. Wenn es geht natürlich nur einheimische Sträucher. Und auf jeden Fall überhaupt kein Gift.
Peter: Und was wir immer haben, außer im Winter, ist eine Schüssel mit frischem Wasser, das auch regelmäßig gewechselt wird. Ich glaube, das trägt auch dazu bei, dass sich die Igel bei uns wohlfühlen, weil wir in einer sehr trockenen Gegend wohnen. Es gibt in der Umgebung eigentlich kein Wasser. Und das Schöne ist: auch die Vögel nutzen das und baden gerne drinnen.
Igel-Steckbrief: Wann füttert Ihr die Igel?
Karin: Also im Herbst, wenn wir Jung-Igel haben, die recht spät kommen, dann füttern wir zu. Und im Frühjahr, kurz nach dem Aufwachen, wenn sie besonders abgemagert sind, oder wenn der Boden noch gefroren oder verschneit ist
Peter: Oder auch im Sommer, wenn es besonders heiß ist. Das hat uns die Dame von der Igelschutzstation mal geraten.
Karin: Wenn der Boden recht ausgetrocknet ist, dann ziehen sich die Insekten zurück und die Igel können in dem harten, trockenen Boden nicht mehr graben.
Igel-Steckbrief: Fressen Igel hauptsächlich Insekten?
Karin: Ja.
Wie Ihr Insekten in Eurem Garten einen tollen Lebensraum bieten könnt, steht in unserem Blogbeitrag zur Wildblumenwiese.
Peter: Igel sind eigentlich reine Fleischfresser und dementsprechend kommen eigentlich nur Insekten in Frage – bei der Größe von einem Igel. (lacht)
Karin: Wir haben spezielles Igelfutter, das man kaufen kann, um Igel zu füttern. Das ist mit getrocknetem Fleisch und Insekten. Man kann auch Trocken-Katzenfutter verwenden. Aber wir füttern das nicht, weil wir sehr viele wildlaufende Katzen haben und wir die nicht anziehen wollen. Bei uns bekommen die Igel hauptsächlich getrocknete Insekten.
Karin: Und wichtig, einem Igel sollte man keine Milch geben.
Peter: Wie Katzen vertragen auch Igel keine Milch. „Igel fressen Äpfel und trinken Milch“ ist leider weit verbreitet. Keines von beiden stimmt. Aber über frisches Wasser freuen sie sich immer.
Igel-Steckbrief: Was hat es mit den Igelhäusern auf sich?
Karin: Mittlerweile haben wir drei Igelhäuser – mit einem Isolierboden, damit von unten die Kälte nicht so raufkommt. Die werden dann mit Stroh oder ein bisschen Heu gefüllt – vor allem dann, wenn wir es so früh füllen, dass es noch kein Laub gibt. Die stehen bei unseren Sträuchern, so dass der Eingang vom Igelhaus geschützt ist und es nicht reinregnen kann.
Peter: Genau, gegenüber der Wetterseite. Igelhäuser gibt es in allen möglichen Farben, Formen und Materialien zu kaufen. Man kann sie auch ganz leicht selber bauen, dazu gibt es Anleitungen im Internet. Bei uns ist der Zweck eher die Überwinterung. Es gibt auch Igelhäuser, die der Fütterung dienen. Die haben einen Eingang, wo eine Katze oder eine Ratte nicht so leicht reinkommt: etwa einen speziell verwinkelten Zugang oder eine Rattenklappe, wo man dann das Futter reinstellen kann.
Karin: Wir haben unsere Igelhäuser primär zur Überwinterung oder für Jungtiere. Also wenn wirklich geworfen wird. Deswegen sind sie auch etwas größer dimensioniert und werden auch nicht so vollgestopft. D.h. der Igel kann sie noch selber einrichten. Im Winter decken wir sie dann auch noch mit Reisig ab, damit sie vor der Kälte geschützt sind.
Diesen Winter waren alle drei Igelhäuser besetzt. Von einem noch jungen Igel, der im Oktober noch recht klein war, und von zwei älteren Igeln.
Wie Ihr Igeln in Eurem Garten ganz einfach ein Igelhaus bauen könnt, findet Ihr in folgender Anleitung:
https://www.ndr.de/ratgeber/garten/Ein-Igelhaus-zum-Ueberwintern-bauen,igelhaus101.html
Igel-Steckbrief: Wann kommen Igel wieder aus dem Winterschlaf?
Karin: Die ersten sind jetzt – Mitte März – wieder aufgewacht. Es kommt immer darauf an, wie gut sie sich angefressen haben und wie die Bodentemperatur ist. Wenn es jetzt schon tagsüber sehr warm ist, dann wachen sie auf.
Peter: Normalerweise kommen sie so Ende März, Anfang April. Heuer war einer schon sehr früh dran: der war schon im Februar unterwegs.
Karin: Das ist z.B. einer, wo wir jetzt noch mit Igelfutter zufüttern, da der Boden in der Nacht noch friert. Und er kommt auch eher nur gegen Abend raus und geht dann die Nacht über wieder schlafen, weil er nichts mehr findet.
Igel-Steckbrief: Was sollte man noch wissen, wenn man Igel im Garten hat?
Karin: Wichtig für den Igel-Steckbrief ist die Info, sie möglichst in Ruhe lassen. Sie sind natürlich Fluchttiere bzw. sie rollen sich dann zusammen. Und es dauert anschließend eine Zeitlang, bis sie sich wieder ausrollen und beruhigt haben. Wenn man weiß, dass man Igel im Garten hat, dann sollte man spätestens ab dem Zeitpunkt auf Gift verzichten.
Peter: Wir weisen auch immer wieder unsere Nachbarn darauf hin, wenn wir sehen, dass bei ihnen unter der Hecke Igel unterwegs sind. Damit sie beim Rasenmähen auch darauf aufpassen. Das Schöne ist, dass Igel bei fast allen Menschen beliebt sind. D.h. es wird kaum jemand sagen, dass es ihm egal ist.
Karin: Wir haben auch überlegt, einen Rasenroboter anzuschaffen. Aber solange die nicht Igel-sicher sind, kommt das nicht in Frage. Die kleinen Igel sind vor allem tagsüber unterwegs und sie sind zu klein, um vom Rasenroboter erkannt zu werden.
Peter: Und nicht nur die Jung-Igel. Wir haben auch selbst schon erlebt, dass irgendwo auf dem Rasen ein Igel liegt und schläft.
Karin: Und dann wird der einfach überfahren und es gibt die schlimmsten Verletzungen.
Peter: Es passiert auch bei Rasentrimmern und Motorsägen immer wieder, dass Igel verletzt werden, weil sie sich im Gestrüpp verstecken.
Karin: Beim Rasenmähen sollte man halt vorher bei den Kanten und Ecken schauen, ob sich da etwas versteckt. Schön wäre es auch, wenn es zwischen den Gärten mehr Möglichkeiten zum Durchschlüpfen gäbe. Es reicht schon ein 10 x 10 cm großes Loch, damit die Igel sich durch die Gärten bewegen können und nicht so viel auf die Straße müssen.
Wenn man einen versenkten Pool hat, dann sollte man auch aufpassen.
Peter: Igel können zwar gut schwimmen, kommen dann aber nicht mehr aus dem Pool raus. Unser Nachbar hat einmal einen Igel in seinem Pool gefunden, den er aber noch retten konnte. Am besten den Pool immer abdecken, wenn man ihn nicht benutzt.
Und da fällt mir noch etwas ein, falls man draußen einen Kellerabgang hat: Igel können keine Treppen steigen. Sie schaffen maximal 10 cm. Man kann auf jede Stufe einen Backstein legen, damit die Stufen niedriger werden. Da kann der Igel dann auch wieder rausklettern.
Karin: Außerdem sollte man nicht immer alles kurz und klein schneiden, sondern auch wilde Ecken im Garten lassen. Wir haben im hinteren Garten eine Ecke mit vielen einheimischen Pflanzen, Wildkräutern und Blumen.
Peter: Da schneiden wir zwar ab und zu auch etwas weg, aber ein bisschen bleibt halt stehen, so 20 cm, damit der Igel sich dort wohl fühlt.
Was war Euer schönstes Igel-Erlebnis?
Karin: Also mein schönstes Erlebnis…
Peter: Ich weiß schon, was du sagst.
Karin: Wir hatten Igelnachwuchs, eine Mutter mit drei kleinen Igeln bei uns im Garten. Und die kleinen Igel waren so neugierig, dass sie mir über die Füße gelaufen sind.
Peter: Die sind auf die Terrasse gekommen, als wir gerade draußen waren, sind zu den Füßen hin und haben die Karin beschnuppert. Da waren sie noch sehr unerschrocken und neugierig.
Karin: (lacht) Das war mein schönstes Erlebnis.
Peter: Ja, das war schön. Da muss ich zustimmen.
Karin: Sehr schön war auch der Igel, den wir wieder ausgewildert haben.
Peter: Genau. Wir haben mal einen Igel eingefangen, weil es so aussah, als hätte er sich das Bein gebrochen. Wir haben ihn am nächsten Tag in eine Wildtierstation gebracht, die ihn dabehalten und geröntgt hat. Aber es war nichts gebrochen. Daher haben sie mich dann angerufen, ob ich ihn wieder abholen will. Ich bin hingefahren und habe ihn anschließend in seiner gewohnten Umgebung ausgesetzt. Das war auch ein schönes Erlebnis.
Karin: Den hat man dann auch noch eine Zeitlang erkannt, weil er gehumpelt hat und sehr vorsichtig war, wenn andere Igel unterwegs waren. Aber er hat es uns nicht übelgenommen, dass wir ihn eingefangen haben.
Peter: Und seitdem wissen wir auch, wo die Wildtierstation ist. Die haben auch recht viele Jung-Igel, weil viele Menschen nicht nachdenken, wenn sie einen jungen Igel sehen und den gleich mal mitnehmen, weil sie glauben, dass er keine Mutter mehr hat – was dann unter Umständen gar nicht stimmt. Das liest man auch immer wieder, dass Jung-Igel einfach aufgenommen werden. Man sollte zuerst schauen, ob die Mutter noch in der Nähe ist.
Karin: Und gerade bei jungen Igeln ist es so, dass sie tagaktiv sind. D.h. sie schauen sich die Gegend an, währen die Mutter tagsüber meistens schläft. Und dann glauben halt viele Menschen, dass sie allein sind und nehmen sie einfach mit.
Vielen Dank für die vielen nützlichen Tipps und noch weiterhin viel Freude mit euren Igeln. Mehr wilde Natur im Garten ist also auch für Igel gut.
Ein Gedanke zu „Igel-Steckbrief: Tipps zum richtigen Igelfutter, Igelhaus etc.“